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28.06.21 –
Der Weg aus der Blechlawine: attraktive Mobilitätsangebote
und digitale Steuerung
„Woher kommen die Autos und wie werden wir sie wieder los". Das war das Thema des Grünen Diskurses mit dem international anerkannten Mobilitätsexperten Prof. Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung" des Wissenschaftszentrums Berlin.
Gerade das Pariser Klimaabkommens und das jüngste „Klimaurteil" des Bundesverfassungsgerichts haben nochmals deutlich untermauert, dass Politik die Pflicht hat, langfristig und nachhaltig zu denken. Wir können unsere Umweltsünden nicht an folgende Generationen übertragen. Das bedeutet ein radikales Umdenken u.a. in der Verkehrspolitik, da der Strassenverkehr 1/3 des gesamten CO2 Ausstosses verursacht und somit einen der Haupt-Treiber des Klimawandels darstellt.
Betrachtet man die Situation vor Ort in Garmisch-Partenkirchen, bewegen sich über die Hälfte der Pendler*innen und Einwohner*innen im Ort mit dem Pkw, Tourist*innen reisen zu fast 90% mit Pkw/Wohnmobil an. Das Angebot für die sogenannte „letzte Meile" fehlt - sprich ein vernünftiges Radwegenetz wie auch ÖPNV vor Ort als Alternative zum Pkw.
Hans-Joachim Vogel hat bereits 1972 gesagt: „Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten". So wird der Bau weiterer Tunnel und damit einer „Loisachtal-Autobahn light" mehr Verkehr anziehen als zu einer relevanten Verkehrs-Entlastung im Ort beitragen. Denn mit der Erleichterung des Verkehrsflusses durch den konsequenten Ausbau der B2 wird eine attraktive Alternative zur Inntalroute für den Pkw-Transitverkehr in Richtung Brenner/Italien geschaffen.
Prof. Knie begann seinen Vortrag mit einem historischen Abriss des Stellenwerts des Autos im gesellschaftlichen wie politischen Kontexts. Deutschland war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts „Musterland der Schiene" mit einem weltweit einzigartigen Schienennetz. Das änderte sich dann ab den 60er Jahren massiv, der Siegeszug des Autos begann - nicht zuletzt getrieben von wirtschaftlichen Interessen des „Automobillandes Deutschland". Bahnhöfe wurden verkauft, Verbindungen gerade im ländlichen Raum abgebaut.
Der Weg heraus aus dieser jahrzehntelangen, völlig einseitigen Verkehrspolitik liegt in der klugen Nutzung moderner Technologien: durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bieten sich heutzutage neue Möglichkeiten, auch den ländlichen Raum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bedienen. Mit "On demand" Angeboten können sehr bedarfsgerecht und effizient Verkehrsanbindungen geschaffen werden, die Personen dann zum nächsten "hub" bringen für überregionale Bus- und Bahnanschlüsse. Das Fernbus- und v.a. das Bahnangebot muss attraktiver werden durch bessere Taktung und den Ausbau von Hochgeschwindigkeits- und internationale Fernstrecken. Dies im Dreiklang mit Fahrradverleih- und Carsharing-Angeboten vor Ort gewährleistet ein flexibles und leistungsfähiges Mobilitätsangebot.
Wenn man bedenkt, dass ein Auto im Durchschnitt 94,8% im privaten oder öffentlichen Raum steht, stellt es eine maximal ineffiziente und kostspielige Art der Fortbewegung dar. Noch immer ist in den Köpfen der Deutschen verankert, dass das Auto Ausdruck von Mobilität und damit Freiheit ist. Diese Freiheit ist - sowohl individuell als auch im Klimakontext - teuer erkauft. Alternative Lösungsansätze sind vorhanden, man muss sie nur wollen und umsetzen!
Hier noch der Link zur Aufnahme des Vortrags von Prof. Knie für weitere Details.
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